MEER SCHNEE

ich fahre als beifahrer neben einer frau
eine enge bergstraße
ganz dicht am steilen hang
tief unten das meer
die gischt spritzt bis nach oben
bis hierher
schaum liegt auf der fahrbahn
kriecht in einbuchtungen die felswände hoch

auf der rückfahrt öffne ich mein fenster
das fenster der beifahrertür
aber das meer ist so wild jetzt
so viel wasser kommt hoch bis auf die straße
bei manchen kurven fahren wir durch eine wand aus wasser
ich muss das fenster schließen

einige kurven weiter öffnet meine fahrerin ihr fenster
ich sage willst du es nicht lieber zumachen
das wasser könnte hereinkommen

sie lächelt
und da
eine scharfe kurve nach rechts
alles ist weiss
die viele gischt
überall
sie vermischt sich mit dem schnee
überall schnee
alles ist weiss
der weg und das wasser und die wand

und schon
sie hat es nicht gesehen
sie hat nicht gesehen dass die kurve scharf rechts geht
eng am hang entlang
sie fährt auch viel zu schnell
sie fährt geradeaus
alles ist weiss

wir sind nicht mehr auf der straße
wir sind geradeaus gefahren
gab es eine absperrung
ich habe nichts gehört
ich habe keinen aufprall gefühlt
vielleicht gab es ein ganz leises brechen von holz

wir fallen
aber
dieses fallen ist ein schweben
der wagen fährt durch die luft
über dem meer das sich unten bewegt
langsam sinkt er tiefer und tiefer
irgendwann wird er auf das wasser treffen
und untergehen

und wir werden aus dem auto steigen
vielleicht durch die geöffneten scheiben
und nach oben schwimmen
so ist meine vorstellung

ich sehe ein gerüst am ufer stehen
einen gerüstturm
viereckig
streben über streben
man kann hindurchschauen
es schimmert silbrig matt
es scheint zu nichts zu dienen
vielleicht für schiffe
aber da ist kein schiff

ich sage zu meiner fahrerin
dort
dort treffen wir uns

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