speisen mit dem menschenfeind

erinnerung an eine produktion

wechselspiel, stühlerücken, manni in hochform, der hut, lachen, probieren, können wir hier denn dies, es ist ja alles anders, hier ist ja alles anders. setz du dich doch mal hier hin, und hier, nein, warte, einen tisch weiter, wie sieht das aus, wie ist die verteilung, als ganzes.   das al dente, das früher ich weiss nicht mehr wie hiess, jörgs stammlokal eigentlich, er wollte schon immer mal eine aufführung hier machen, zusammen essen, und bei dem essen entwickelt sich die aktion, unmerklich, keine feste grenze zwischen spielern und publikum, sagt er.   speisen mit dem menschenfeind, wer ist der menschenfeind, frage ich, mit musik übrigens, sagt er, willst du nicht die musik machen.   damen wechseln die positionen, damen drehen die mühle, gut gezielte stiche, treffsichere herabsetzungen, lächelnd, der tanz als kampf, der kampf als tanz, bis in großem schwung der kreis aufbricht, und, ich wollte lange schon, sagt arsinoé.   anna findet für jeden bei der begrüßung einen passenden spruch, ausstellen und bloßstellen, immer dezent, der hat sein fett, aber mit einem lacher, es ist zu schnell vorbei als dass sich einer daran festhalten könnte.   nur simon scheint anders, simons breites warmes lächeln, simons geschenk, sollte das doch noch eine gelungene party werden.   das publikum ist drin, wir sind im publikum, das salzfass fällt, lachen, pause, pause, kein lachen mehr, es schlägt um, die stimmung kippt, eben noch ausgelassen, jetzt peinlich, fast schon bedrohlich.   kannibalen.   das sind wir, die kannibalen, das sind wir, aber wir wissen es nicht, reg dich nicht auf, sagt jörg, sei überheblich, das ist stärker.   wege kreuzen sich, wege werden ausgemessen, wege werden geübt, nein warte, kein reim manni, und hier an dieser stelle, aufpassen, nicht weiterreden, hör mir doch zu.   es muss schnell gehen, sofort, ja doch, wir machen ja schon, und hier warten, der rhythmus, pausen.   unser experte für pausen und stille, und der politiker oronte, breit, feist, selbstsicher im umgang mit dem publikum, er kommt gerade aus dem kulturausschuss, vom hofe des königs, aus der bremer bürgerschaft, und ich darf ihnen sagen, der antrag unseres komponisten hier, sehr positiv, sehr positiv.   zustimmendes raunen, neue musik in neuen räumen, das publikum lacht, und speist, und amüsiert sich, mit musik von rameau, das essen ist gut, das buffet ist endlich eröffnet.   im aquarium später, wenn das molièrespiel begonnen hat, im aquarium ist alles anders.   da kommen die worte von selbst, und die gesten, lasst euch von der musik tragen, von diesen gläsernen klängen, die jedesmal anders beginnen, anders enden, achtet auf die musik, wartet auf das ende, im aquarium.   ich merke gerade, sagt der hut, je karpfiger desto besser, plopp, lachen.   es baut sich auf, ja, es baut sich auf, es wird unerträglich, diese folge der tischreden, beginnend beim feinen genuss der sauce hollandaise, endend beim rohen fleisch, ich schaue ihnen dabei zu, ich könnte auch beifall klatschen, der menschenfeind, die kannibalen, das passt.   die musik spielt immer weiter, danke, katrin hat in den proben ein alkoholproblem entwickelt, lieber nicht, andrea lässt sich nicht beirren, gibt es also doch noch die vernunft, des herzens in dem raubtierkäfig hier.   ich bleibe allein, ich bin mit euch zusammen, die liebe scheitert, die besitznahme scheitert, menschenleere zonen, menschenleere zonen, du lässt mich gerade jetzt im stich, wo ich dich brauche.   nature morte, stilleben, tableau, die gefrierende musik zieht uns nach oben, sehr langsam, diese ecke, ich muss weinen, und dort wollen wir wohnen.

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