Die Parole "Krieg dem Krieg" klingt zunächst plakativ, und man muss befürchten, es ginge hier um ein einfaches Bekenntnis zu einer guten Sache. Aber wäre es so, hätte das wenig oder nichts mit Kunst zu tun. Kunst wiederholt keine Parolen, sondern denkt — im Modus der Kunst — über sie nach, entfaltet ihre Paradoxien, anstatt die Fahne zu schwingen. Und dafür bietet die Parole beim zweiten Hinsehen reichlich Nahrung. „Krieg dem Krieg“ drückt eigentlich eine merkwürdig selbstreflexive (oder "rekursive") Haltung aus und öffnet Fragen: Kann es Krieg gegen den Krieg geben? Wozu führt es, wenn der Krieg sich selbst bekriegt? Hebt das den Krieg auf, oder perpetuiert es ihn? Welches „andere“ gibt es dem Krieg gegenüber?

Vor diesem Hintergrund entstand die musikalisch-szenische Phantasie, die das Stück trägt. Sie setzt das Thema gleichsam zurück zu einer Studie über zwei grundlegende Haltungen. Die eine Haltung, lustvoll, aggressiv, agierend, setzt ein Spiel in Gang, das dem agierenden Ich Echos und Spiegelungen zurückgibt. Dieses Spiel verselbständigt sich mehr und mehr, bis die Abläufe zu einer Art Maschinerie geworden sind, die den ursprünglich agierenden Menschen nicht mehr brauchen, um weiterzulaufen. Der dann "übriggebliebene" Spieler wendet sich ab, geht in einen anderen Modus, „für sich“ erzeugt er andere Klänge, Strukturen, die zur (weiterlaufenden) Maschine in ein Verhältnis treten, das neue Fragen stellt, stellen kann ...

Das Stück entwickelt auf Basis eines Konzepts Material im Wechselspiel zwischen Posaune und Live-Elektronik. Wesentlich ist die räumliche Anordnung: Der Posaunist steht in der Mitte des Raumes; um ihn herum kreisförmig fünf Mikrofone, in deren Verlängerung fünf Lautsprecher. Ein sechstes Mikrofon bleibt zunächst unbenutzt und tritt erst später in Erscheinung, im Stadium der Abwendung, ohne einen Lautspecher als Widerpart.